Schafgarbe - Achillea millefolium
Beschreibung
Familie
Asteraceae (Korbblütler)
Die Schafgarbe ist ein ausdauernder, krautiger Korbblütler, der
zwischen 6 und 80 cm hoch wird. Aus dem horizontal bis zu 50 cm weit
verzweigten, dünnen Rhizom entwickelt sich im Frühling eine
Blattrosette, aus der später der glatte bis leicht behaarte,
zähe und innen markhaltige Stängel entspringt.
An ihm wachsen lineal lanzettliche, wechselständige und 2-3fach
fiederschnittige Laubblätter. Während die unteren
Blätter gestielt sind, sitzen die oberen am Stängel an und
haben vergrößerte basale Fiedern.
Zwischen Juni und Oktober verzweigt sich der Stängel und bildet
die Blütenstände (4 bis 9 mm breite Köpfchen in
Doldenrispen mit 4 bis 6 weißen bis schwach gelben oder rosa
gefärbten Zungenblüten) aus. Die Art ist recht formenreich.
Die ganze Pflanze duftet markant aromatisch.
Verwechslungen mit Wiesenschaumkraut und weiß blühenden
Doldenblütlern sind möglich. Schafgarbe ist jedoch kein
Doldenblütler. |
Vorkommen
Die Pflanze ist ein Stickstoffzeiger auf frischen bis trockenen,
lehmhaltigen Böden von Wiesen, (Schaf-)Weiden, (Halbtrocken-)Rasen
und Wegrändern in Höhenlagen bis zu 2.500 m. Verbreitet ist
sie in Mittel- und Nordeuropa, Asien und Nordamerika. Die Schafgarbe
gilt als Pionierpflanze mit bodenfestigenden Eigenschaften. |
Geschichte
Der Legende nach entstand die Pflanze aus den rostigen Spänen, die
während des trojanischen Krieges von Achilles Speer abplatzten.
Mit der Pflanze hat Achilles König Telephus geheilt und die Wunden
seiner Soldaten behandelt.
In Goethes „Götz von Berlichingen“ werden die Beschwerden des verwundeten Ritters mit Schafgarbe gelindert.
Gegen böse Geister und zum Schutz vor Krankheiten pflanzte man die
Schafgarbe am Vorabend des Johannistages um Häuser und Kirchen, da
sie dem heiligen Johannes zugeschrieben wurde.
Im Brautstrauß soll sie für mindestens 7 Jahre währendes Liebesglück garantieren.
Hildegard von Bingen rät bei Verwundungen zum Auswaschen der Wunde
mit Wein und tränken des Wundverbandes mit einem Aufguss aus
Schafgarbe. Dadurch soll die Wunde nicht eitern oder zu einem
Geschwür werden. |
Drogen und Inhaltsstoffe
Die Wirkstoffe sind ätherische Öle (0,2 - 0,5
%) in nach Abhängig von Erntezeit und Herkunft wechselnder
Zusammensetzung. Bisher wurden etwa 100 Verbindungen identifiziert.
Darunter sind: Pinen, Sabinen, Cineol und andere Monoterpene,
Chamazulen und seine Vorstufen (Proazulene wie Achillicin) und andere
Sesquiterpenlactone. Flavonoide, Cumarine, Polyine,
Salicylsäure-Derivate, Bitterstoffe, Mineralien und Gerbstoffe
kommen ebenfalls vor. Manchen Stoffen wird eine antibiotische Wirkung
nachgesagt. Der höchste Gehalt an ätherischen Ölen
befindet sich in der Blüte.
Von der Schafgarbe werden bis auf die dicken Stängel alle oberirdischen Teile des blühenden Krautes (Millefolii herba)
verwendet. Es ist wegen der schwankenden Mengen heilwirksamer
Inhaltsstoffe anzuraten, hochwertige tetraploide Pflanzen zu verwenden.
Nur die Pflanzen mit vierfachem Chromosomensatz enthalten alle für
die Wirkung wertvollen Inhaltsstoffe. Diese Apothekerware stammt meist
aus Kulturen in Ost- und Südosteuropa, vereinzelt auch aus
Deutschland. |
Eigenschaften und Wirkungen
Die Bitterstoffe regen die Sekretion von Verdauungssäften an und wirken daher appetitsteigernd. Äußerlich wirken sie adstingierend, stillen also blutende Verletzungen.
Krampflösende und entzündungshemmende Wirkungen werden dem Chamazulen zugeschrieben.
Die Salicylsäurederivate lindern Kopfschmerzen.
Korbblütler können bei direktem Kontakt mit den Blüten
in seltenen Fällen Hautreaktionen hervorrufen. Die Cumarine werden
bei Korbblütler-Allergikern für eine gesteigerte
Lichtempfindlichkeit der Haut verantwortlich gemacht. Die Reaktionen
können sich bis zur „Wiesendermatitis“ mit
Bläschenbildung der Haut steigern. |
Verwendung
Innerlich zur Blutreinigung, bei leichten bis krampfartigen Magen- Darm
und Gallenbeschwerden, Durchfall, Appetitlosigkeit, Menstruations- und
Wechseljahrebeschwerden, zur Anregung von Stoffwechsel, Durchblutung
und Lebertätigkeit.
Äußerlich als Tinktur zur Wunddesinfektion und -Trocknung,
zur Linderung von Entzündungen und als Voll- oder Teilbad bei
Hautproblemen wie Afterjucken, Schuppenflechte, Neuralgien, schwer
heilenden Wunden, Geschwüren und Akne.
Die traditionelle Volksmedizin empfiehlt bei Darmkatarrhen
(entzündete Schleimhäute von Dick- und / oder Dünndarm)
einen Aufguss aus Schafgarbe und Pfefferminze.
In der Tiermedizin wird die Pflanze bei Magen- Darm- und
Gallenproblemen von Weidetieren und Katzen (trotz dass ätherische
Öle enthalten sind, dürfen bis zu 0,5 g täglich
verabreicht werden) angewendet. |
Zubereitung
Das Kraut wird am besten zwischen Juni und September gesammelt.
Für qualitativ hochwertiges Kraut sammelt man zu Beginn der
Vollblüte die Triebspitzen und trocknet sie bei weniger als
30° C.
2 TL Kraut mit einer Tasse Wasser überbrühen (nicht kochen!), 10 Minuten bedeckt stehen lassen und dann abseihen.
Bei Verdauungsbeschwerden ist die Zugabe von Kamillenblüten und
Pfefferminzblättern zu gleichen Teilen empfehlenswert. Für
die Dauer der Beschwerden wird 3 bis 4 mal täglich eine Tasse
Aufguss zwischen den Mahlzeiten eingenommen. Bei
Menstruationsbeschwerden sollte eine Tasse Schafgarbenaufguss 2-mal
täglich 6 bis 8 Wochen lang getrunken werden. Frauenmantelkraut
hilft bei solchen Beschwerden ebenfalls zuverlässig.
Besonders wirkungsvoll ist frischer Presssaft aus Schafgarbe.
Allergiker sollten jedoch damit vorsichtig sein. Empfehlenswert ist die
Einnahme eines Teelöffels Saft dreimal täglich in einem Glas
Wasser oder als Badezusatz. |
Kultivierung
Zwar kennt man die Schafgarbe im kommerziellen Gartenbau eher als
Unkraut. Der gezielte Anbau ist jedoch teilweise recht schwierig. Der
Boden sollte sandig bis lehmig und eher trocken sein. Sonnige Standorte
werden bevorzugt. Ist der Standort gut, wächst die Schafgarbe
ausdauernd. Durch das späte Austreiben bekommt sie aber von
anderen Pflanzen Licht-Konkurrenz.
Sowohl die Zucht aus Samen als auch die vegetative Vermehrung über Ausläufer ist möglich.
Die Samen sind nur ein Jahr lang keimfähig. Sie können im
Frühjahr vorgezogen und später ins Freiland verpflanzt
werden.
Die Pflanze verträgt komplettes Zurückschneiden.
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