Meerrettichbaum - Moringa oleifera
Beschreibung
Dieser schnellwüchsige, mehrjährige Baum aus der Familie der
Bennussgewächse erreicht bereits im ersten Lebensjahr eine
Höhe von 5 bis 8 m. Der Stamm wird dabei zwischen 25 und 40 cm
dick und kann sich unter bestimmten Kulturbedingungen
flaschenförmig ausbreiten. Die rübenartig verdickte Wurzel
verbreitet einen stechenden Geruch. Die Krone verzweigt sich in viele
dünne, herausragende und etwas hängende Äste. Sie tragen
die 20 - 60 cm langen Fiedblätter (Einzelblättchen zwischen 1
und 2 cm lang und ca. 0,6 cm breit) vorwiegend an den Zweigspitzen in
spiraliger Anordnung. Die blass grünen Blätter sind zwei- bis
dreifach gefiedert.
Die nach Veilchen duftenden, weiss bis cremefarbenen, 2,5 cm breiten
Blüten stehen in Rispen in den Blattachseln. Sie besitzen 5 kurze
Kelchblätter, 5 Kronblätter, 5 fertile und 5 unfruchtbare
Staubblätter.
Aus den Blüten entstehen etwa 2 cm breite, 25 bis 45 cm lange (im
Ausnahmefall 90 cm!) Kapseln, die an drei Stellen aufbrechen. Sie
beinhalten die oval bis dreikantigen, jeweils mit drei papierartigen
Flügeln ausgestatteten Samen. |
Vorkommen
Beheimatet ist der Meerrettichbaum in Indien und vermutlich Afrika. Er
wird jedoch in vielen anderen Regionen angebaut, wie zum Beispiel im
tropischen Teil von Amerika, Sri Lanka, Indien, Mexiko und den
Philippinischen Inseln.
Er gedeiht in heißen, semiariden Klimazonen mit
Niederschlagsmengen zwischen 250 und 1500 mm pro Jahr. Aber auch in
Zonen mit höherer Luftfeuchtigkeit und Niederschlagsmengen von bis
zu 3000 mm pro Jahr kann er wachsen (wenn auch langsamer). |
Geschichte
Während der Kolonialzeit wurde der Meerrettichbaum von den
Engländern als Meerrettichersatz entdeckt. Indien ist mit einer
jährlichen Produktion von bis zu 1,3 Millionen Tonnen
Früchten auf einer Anbaufläche von 380 km² der
größte Produzent von Moringa-Erzeugnissen. |
Drogen und Inhaltsstoffe
Die Blätter sind äußerst reich an Vitaminen (A, B und
C) und Mineralien (Magnesium, Calcium, Kalium, Natrium, Phosphor,
Eisen).
Im Vergleich von jeweils 100 g besitzt der Meerrettichbaum: etwa
3,5-mal so viel Vitamin A wie Karotten,
7,3-mal so viel Vitamin C wie Orangen,
3,6-mal so viel Kalzium wie Kuhmilch (bei doppeltem Proteingehalt) und ungefähr
3-mal so viel so viel Kalium wie Bananen.
Deshalb sind die Meerrettichbaumblätter in Indien, Sri Lanka und den Philippinen das am weitesten verbreitete Gemüse.
Für den meerrettichartigen Geschmack und den stechenden Geruch
sind Senfölglykoside, aus denen sich bei Bearbeitung stechend
scharfes Benzylsenföl entwickelt, zuständig. Sie befinden
sich hauptsächlich in den Wurzeln. In der Wurzelrinde sind
außerdem giftige Alkaloide (Spirochin, Moringin, Moringinin)
enthalten. Moringinin wirkt als Herzstimulanz und erhöht den
Blutdruck.
Es wurde ferner ein Stoff namens Pterygospermin extrahiert, der
bakterizid und fungizid wirkt. Nicotinsäure kommt im Saft vor. |
Eigenschaften und Wirkungen
Auf Grund des hohen natürlichen Salzgehaltes muss
Moringa-Gemüse nicht gesalzen werden. Die Nicotinsäure im
Saft wird zum Stabilisieren des Blutdrucks verwendet. Die Blätter
wirken entzündungshemmend und mit den Wurzeln sollen rheumatische
Beschwerden kuriert werden können.
Studien haben gezeigt, dass einige Inhaltsstoffe der Pflanze ein krebsvorbeugendes Potential besitzen.
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Verwendung
Alle Pflanzenteile des Meerrettichbaums werden in der lokalen,
traditionellen Medizin Indiens, Sri Lankas, Javas und Afrikas
eingesetzt.
Die getrockneten, geschälten Samen werden pulverisiert und zur
Aufbereitung von Trinkwasser eingesetzt. Das Pulver bindet die
Schwebstoffe im Wasser, an die auch Bakterien heften und flockt aus.
Ein Fass Flusswasser kann mit 200 bis 300 mg des Pulvers völlig
geklärt werden, wenn dieses 15-20 Minuten langsam und
gleichmäßig gerührt wird. Es kann nach eingehenden
Untersuchungen ausgeschlossen werden, dass das Samenpulver eine
schädliche Wirkung auf Menschen und Fische hat.
Das aus den Samen gepresste Öl ist äußerst stabil und
sehr lange haltbar ohne ranzig zu werden. Deshalb wurde es früher
zur Herstellung von Salben und Schmierölen für Uhrwerke
eingesetzt. Das Behenöl kann auch zum Feuern oder als Biodiesel
genutzt werden. Der frische Presssaft kann als flüssiger
Blattdünger verwendet werden.
Derzeit wird die Tauglichkeit der Wurzelrindenalkaloide Spirochin und
Moringin als Antibiotikum und biologischem Pflanzenschutz untersucht.
Nach HARTWELL werden die Blüten, Stämme und Wurzeln in der
Volksmedizin gegen Tumore eingesetzt. Ein Wurzeldekokt wird in
Nicaragua gegen Wassersucht eingesetzt.
Zwar könnte das Öl oral verabreicht schädlich sein,
dennoch wird es gegen Hautkrankheiten äußerlich angewendet. |
Zubereitung
Die Blätter und Früchte können als Gemüse verzehrt
werden. Die unreifen, dunkelgrünen Früchte werden wie
grüne Bohne zubereitet. Ältere Früchte müssen von
der holzigen Hülle befreit werden und können dann in
Gewürzmischungen eingesetzt werden.
Presssaft aus den Blättern dient in Indien und Asien als Getränkezusatz gegen Mangelernährung.
In Thailand erntet man die jungen Zweige, blanchiert sie und serviert sie mit einem würzigen Dipp oder in einer Suppe.
Die rübenartigen Wurzeln junger Pflanzen können ebenfalls
gegessen werden. Vorher müssen sie jedoch von der giftigen
Wurzelrinde befreit werden. |
Kultivierung
Seit Jahrzehnten wird der Baum in Indien intensiv kultiviert. Er
bevorzugt durchlässige, lehmige Sandböden, kann aber auch auf
schweren Lehmböden wachsen. Kurze und leichte Fröste machen
der Pflanze nichts aus. Wenn diese jedoch länger anhalten, kann
das Wurzelsystem beschädigt werden. Staunässe (selbst
kurzweilige) verkraften die Wurzeln auch nicht.
Die Vermehrung kann einfach durch 1 bis 2 m lange Stecklinge von Juni
bis August erfolgen. Normalerweise trägt der Meerrettichbaum erst
im zweiten Jahr Früchte. In manchen Fällen kann er aber schon
ungefähr 7 Monate nach dem Pflanzen Kapseln bilden. In Indien
fruchtet der Baum zwischen März und April und nochmals zwischen
September und Oktober. |
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