Malve - Malva sylvestris L.
Beschreibung
Familie: Malvengewächse (Malvaceae).
Zweijährige bis ausdauernde, 30-120cm groß werdende,
krautige Pflanze mit niederliegendem bis aufsteigendem Stängel,
gekerbten Blättern und fleischiger Pfahlwurzel.
Während bei der Subspecies mauritiana der Stängel
nur schwach und der Blattstiel nur oberständig behaart ist, sind
Stängel und Blattstiel bei der Subspecies sylvestris stark und
ringsum dicht behaart.
Die lang gestielten Blätter sind zu mindestens 30% handförmig
mit drei bis sieben stumpfen Lappen. Der Blattrand weist eine deutliche
Kerbung auf.
Die radiärsymmetrischen Blüten erscheinen zwischen Juni und
September und bestehen aus fünf weiß- bis rosafarbenen
Kronblättern mit dreifacher, kräftig-dunkler Äderung und
drei freien Außenkelchblättern. Der innere Kelch besteht aus
fünf, bis zur Mitte miteinander verwachsenen Blättern. Innen-
und Außenkelch sind behaart. Die Blüten sitzen zu zweit bis
sechst in den Blattachseln. Die Kronblätter sind mit 20-25mm drei-
bis viermal so lang wie der Kelch und am Grund dicht bewimpert. Die
violette Farbgebung der verkehrt-eiförmigen Kronblätter
beruht auf der Anwesenheit von Anthocyanen, die sich im Saft der
Zellvakuole befinden.
Die zahlreichen Staubblätter sind zu einer Röhre verwachsen, aus der der Griffel ragt.
Die ca. 1 cm große, scheibenförmige Spaltfrucht, die aus dem
oberständigen Fruchtknoten hervorgeht, zerfällt bei der Reife
in neun bis elf einsamige Teilfrüchte.
Bei der Reife fallen Krone und Außenkelch ab; Der Innenkelch
verlängert sich und schließt die reife Frucht ein.
Verwechselt werden kann diese Art mit der Wegmalve (M. neglecta WALLR.).
Diese ist jedoch wesentlich kleiner, einjährig und besitzt hellere
Kronblätter, die maximal doppelt so lang sind wie die
Kelchblätter.
Neben Insektenbestäubung (hauptsächlich durch Hummeln) kommt auch die Selbstbestäubung vor.
Die Samenverbreitung ist an Regenwetter gebunden. Der Kelch quillt bei
Nässe auf und setzt die reifen Früchte frei. Durch die Wucht
aufprallender Regentropfen werden die |
Vorkommen
Die wilde Malve wächst auf kalk- und stickstoffreichen Böden
von Schuttplätzen und Wegrändern, in Gärten und
Äckern in Europa, Asien und Nordafrika. Sie ist durch
Verschleppung fast weltweit anzutreffen. Ursprünglich war sie
vermutlich im südlichen Europa und mittleren Asien verbreitet. In
Amerika, Australien und Südafrika wurde sie durch den Menschen
verbreitet. In Indien wird die Malve kultiviert. |
Geschichte
Die Pflanze wird von Hesiod bereits 700 v.Chr. erwähnt.
Dioskurides empfahl sie bei Brandwunden. Karl der Große
förderte den Anbau der Wilden Malve, die im Mittelalter
häufig als Heilmittel verwendet wurde.
Seit Xenokrates (ein Arzt des Kaisers Tiberus) Vermutung, dass die
über die Genitalien gestreuten Malvensamen die Libido erheblich
steigern, gelten Malvensamen als Aphrodisiakum ("Schwellkraut")
für Männer und Frauen. Bei Frauen gilt die orale Einnahme.
Der Volksname "Pissblume" beruht auf der altertümlichen
Funktion der blühenden Malve als Schwangerschaftstest. Dazu wurde
der Urin der Probandin über die Malve gegossen. Verwelkte diese
nach drei tagen, war die Frau nicht schwanger. Blieb sie grün, war
dies Indiz für eine Schwangerschaft. Ob diese Beobachtungen
tatsächlich eine wissenschaftliche Basis haben (veränderter
Hormonhaushalt schwangerer Frauen) oder rein zufällige Ergebnisse
lieferten, ist ungewiss. Das altertümliche
Schwangerschaftstestverfahren wurde auch als "Wahrheitsdroge" zum
Testen der Reinheit/Unschuld/Unbeflecktheit eingesetzt.
Ein weiterer Aberglaube war der, dass man durch reichlichen Genuss der Samen Läuse bekomme.
Die Malve ist Bestandteil der Wurzbüschel, die in der
fränkischen Schweiz von Bäuerinnen gesammelt, geweiht und zum
Schutz vor Krankheiten und Blitzschlag ins Haus gestellt werden. Zu
besonderen Anlässen dienen diese Büschel auch als
Küchenkräuter. Die alten Sträuße vom Vorjahr
werden dem Vieh unters Futter gemischt.
Die Schweizer Post brachte 2003 eine Briefmarke heraus, auf der die wilde Malve abgebildet ist.
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Drogen und Inhaltsstoffe
Verwendet werden hauptsächlich die Blüten [Malvae flos, Synonyme: Flores Malvae, Flos Malvae, Malvae flores], Sammelzeit Ende Juni bis Anfang Juli und die Blätter [Malvae folium, Synonyme: Folia Malvae, Folium Malvae, Malvae folia], Sammelzeit Ende Juni bis September.
Das Material wird möglichst frisch verwendet. Man kann es
allerdings auch trocknen. Die Blüten sind ohne Stiele zu sammeln.
Manchmal weisen die Laubblätter bräunliche Flecken auf. Diese
werden von einem schmarotzenden Pilz verursacht. Blätter und
Blüten sind geruchlos und von schleimiger Konsistenz.
Wirkstoffe: Schleimstoffe (Galacturorhamnane, Arabinogalactane), Flavonoidsulfate, geringe Mengen Gerbstoffe,
Anthocyane wie Malvidin und Delphinin. Die Anthocyane kommen nur in den
Blüten vor und sind vermutlich für die tiefblaue Farbe der
getrockneten Malvenblüten verantwortlich.
Die getrockneten Laubblätter der Wegmalve (M. neglecta) werden ebenso verwendet wie die Blüten der Algier-Malve (ssp. mauritiana L.) aus dem südlichen Mittelmeergebiet. Diese Subspecies wird zunehmend zur kommerziellen Drogengewinnung angebaut.
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Eigenschaften und Wirkungen
Aufgrund ihrer reizmildernden und adstringierenden
Eigenschaften wird die Malve eingesetzt bei Katarrhen der oberen
Atemwege, Schleimhautentzündungen vom Magen und Darm, zum
Spülen und Gurgeln bei Reizungen im Mund- und Rachenraum und (nur
in der Volksheilkunde) zu Bädern und Umschlägen bei
entzündlichen Ekzemen und Geschwüren.
Die Schleimstoffe schützen die gereizte Magen-/Darmschleimhaut vor Neuinfektionen und erleichtern dadurch die Heilung.
Die Anthocyane können nicht nur als natürliche Farbstoffe,
sondern auch als Indikatormedien eingesetzt werden. Sie reagieren auf
Säuren bzw. Basen mit Farbumschlag. |
Verwendung
Die Farbstoffe in den Blütenkronblättern der Malve finden
Verwendung als Lebensmittelfarbe. Ganze Kronblätter werden oft
auch als Schmuckdroge in Teemischungen eingesetzt.
Verwendung sowohl in der Volksheilkunde als auch in der Schulmedizin
als Mittel gegen Erkältungskrankheiten, Magen-/Darmbeschwerden und
Entzündungen der Haut.
Bereits im Altertum erkannte man die Heilwirkung der Schleimstoffe und
verordnete Malvenblattgemüse als Medikament gegen Verstopfungen.
Die Malve wurde verräuchert, um Fruchtbarkeit zu erlangen, gesunde Kinder zu gebären und als Schutz vor Krankheiten.
Nebenwirkungen:
Die Schleimstoffe können die Aufnahme von Arznei- und
Nahrungsmitteln vermindern. Zwischen der Einnahme von Malventee und
anderen Arzneimitteln sollte also ungefähr eine Stunde eingehalten
werden. |
Zubereitung
Aus den jungen Blättern kann ein Salat zubereitet werden.
Blätter, Blüten und unreife Früchte ergeben einen
Aufguss gegen Husten, Bronchitis, Halsinfektionen sowie Furunkeln,
Ekzemen und Insektenstichen.
Aufguss:
3 gehäufte Teelöffel (2-3 g) Malvendroge mit 150 ml siedendem
Wasser überbrühen, 10 Min. ziehen lassen. 2-3 Tassen
täglich - eventuell mit Honig gesüßt - als Hustentee
trinken. |
Kultivierung
Es existieren keine besonderen Kulturhinweise. Da die Pflanze weltweit
anzutreffen und genügsam ist, dürfte die Aussaat im Garten
ähnlich leicht sein, wie die der zu Zierzwecken angebauten,
großen Stockrose. |
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