Mädesüß - Filipendula ulmaria L.
Beschreibung
Es handelt sich um eine mehrjährige, krautige Staude, die zwischen
50 und 200 cm hoch wird. Sie überwintert in einem kriechend
wachsenden Wurzelstock, aus dem im Frühjahr grundständige,
rosettenartig angeordnete Blätter austreiben. Ihre rötlich
gefärbten Stängel verzweigen sich erst im oberen Teil. Sie
tragen dunkelgrüne, gefiederte und stark geaderte Blätter mit
unterseitigem Flaum. Die Fiedblätter erinnern an Ulmenblätter
und verströmen beim Zerreiben einen an Salicylaldehyd
(Rheumasalbe) erinnernden Geruch.
Die im Juni bis August erscheinenden, spirrig doldentraubigen
Blütenstände bestehen aus vielen creme- bis gelbweißen
Einzelblüten. Sie verströmen einen intensiv honig- bis
mandelartigen Geruch.
Der Kelch der Einzelblüten ist mit 1 mm Länge sehr klein, die
Kronblätter werden bis zu 5 mm groß. In den Blüten
stehen bis zehn Frucht- und zahlreiche Staubblätter mit einem
weißen Faden und gelben Staubbeuteln. Aus den Blüten gehen
sichelförmig gekrümmte, bis zu 3 mm lange und bis Oktober
reifende Nüsschen hervor, die die 1 mm langen Samen beherbergen.
Anhand der Früchte kann man das echte Mädesüß vom
kleinen Mädesüß (Filipendula vulgaris) unterscheiden. Bei dieser Pflanze sind die Nüsschen nämlich nicht gekrümmt.
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Vorkommen
Das echte Mädesüß ist - bis auf den südlichen
Mittelmeerraum - in ganz Europa heimisch und wächst auf
nährstoffreichen Feucht- und Nasswiesen, an selten gemähten
Bach- und Seeufern, in Gräben, Erlen- und Eschenwäldern.
Beheimatet ist die Pflanze in Nord- und Mittelasien. Sie wurde in den Osten Nordamerikas eingeführt.
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Geschichte
Traut man den Geschichten der Römer, war Mädesüß
neben Eisenkraut und Wasserminze eines der drei heiligsten Pflanzen der
Kelten. Sie wurde vermutlich zum Ehren der Götter zur
Sommersonnenwende eingesetzt.
Bereits John Gerard erwähnte die Heilpflanze 1597 als Medikament
gegen das Viertagefieber. Lonicerus und Hieronymus Bock bezeichneten
die Wurzeln des Mädesüß als gallereinigend und
nützlich bei der Roten Ruhr. Das Kraut sollte,
äußerlich angewandt, Geschwüre zerteilen und Pfeile und
Dornen ausziehen.
Der Markenname "Aspirin" stammt von dieser Pflanze. Das "A" kommt von
"Acetyl" und das "spirin" stammt von der "Spiraeasäure"
(ursprünglich wurde die Pflanze den Spiersträuchern
zugeordnet). |
Drogen und Inhaltsstoffe
Verwendet werden die getrockneten und zwischen Mai und Juli gesammelten Blüten (Spiraeae flos / Ulmariae flos) sowie das Mädesüsskraut (Spiraeae herba / Herba Barbae).
Neben dem nach Mandeln duftenden ätherischen Ölen sind
Salicylate, Flavonoide, Gerbsäuren, Zitronensäure und ein bei
entsprechend hoher Dosierung Kopfschmerzen erzeugendes Glykosid
enthalten. Der Hauptwirkstoff sind die Salicylsäureverbindungen. Die Wirkstoffzusammensetzung und -Menge kann je nach Standort schwanken.
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Eigenschaften und Wirkungen
So wie das ursprünglich aus der Weidenrinde hergestellte Aspirin
wirkt Mädesüß dank der Salicylsäure ebenfalls
schmerzlindernd, fiebersenkend, krampflösend, harntreibend,
schweißtreibend, zusammenziehend, herzstärkend und
äußerlich narbenheilend.
Es kann auch als magenwirksames Medikament eingesetzt werden, z.B. bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren.
Bei Anwendung in höheren Dosen oder über längere Zeit
können aufgrund des Salicylatgehaltes Magen- und Darmbeschwerden
auftreten. Kinder, schwangere und Asthmatiker sollten vorsichtig bei
der Verwendung sein. |
Verwendung
Bei den Druiden und Kelten wurde das Kraut zum Vertreiben von
üblen Gerüchen auf den Fußboden gestreut. In England
wird es Duftpotpourris zugesetzt und war die bevorzugte Aromapflanze
von Königin Elisabeth I.
Wurzel und Triebe gelten als essbar, aus den Blüten kann man sich
eine aromatische Teemischung mit süßlich-herber Note und
Heilwirkung bei Erkältungskrankheiten, Entzündungen und
Rheuma herstellen.
Da Mädesüß die übermäßige Produktion
von Magensäure eindämmt und somit Sodbrennen vorbeugt,
reichen die französische und belgische Küche aus ihr
zubereitete Süß- und Fruchtspeisen oder Sorbets am Ende
eines Essens.
Wein und Met wurden auch schon mit Mädesüß aromatisiert.
Aus den Blüten wurde lange Zeit die entzündungshemmende und
blutverdünnende Salicylsäure gewonnen. Der Stoff wird
heutzutage synthetisch hergestellt und in Form von
Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) vertrieben.
Russische Imker reiben ihre Bienenstöcke gelegentlich mit dem
Kraut ein, damit die Bienen nicht krank werden und mehr Honig
einbringen.
Die Homöopathie verwendet Filipendula ulmaria gegen Rheumatismus und Schleimhautentzündungen.
Die chinesische Medizin verwendet die Pflanze als Kühlmittel gegen
Hitze, zum Harntreiben, gegen Verhärtungen und zum Bewegen des
Leber-Qi. |
Zubereitung
Zum aromatisieren von ungeschlagener Sahne weicht man die Blüten über Nacht in ihr ein.
Ein 15 Minuten gekochter Absud von 250 g Kraut in 2 l Wasser wirkt im Badewasser beruhigend auf entzündliche Haut.
Ein Erkältungstee kann aus folgenden Zutaten hergestellt werden:
2 Handvoll Mädesüss
2 Handvoll Lindenblüten
2 Handvoll Holunderblüten
2 Handvoll Quendel (wilder Thymian)
1 Handvoll Hagebutten.
Er hilft gegen Erkältung, Fieber, Grippe und Rheuma. Man sollte
die Dosierung von 2 EL auf 1 Liter kochendes Wasser (10 Minuten ziehen
lassen), 3 - 5 mal pro Tag, nicht überschreiten und bei
Empfindlichkeit gegenüber Salicylsäure besonders vorsichtig
sein. |
Kultivierung
Mädesüß wächst auf sicker-, grundnassen oder
feuchten, nährstoffreichen, schwach bis mäßig sauren,
sandigen oder reinen Lehm- und Tonböden bzw. Sumpfhumusböden,
ferner auf Torfen. Es ist eine Licht- bis Halbschattenpflanze. |
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